Wohngifte
Sie leiden unter Kopfschmerzen, tränenden Augen, Schwindel, Abgeschlagenheit, gereizten Schleimhäuten oder Atemproblemen? Das kann – neben vielem anderen – auch an sogenannten Wohngiften liegen. Was sind überhaupt „Wohngifte“ – und welche sind in der Wohnung zu finden?
Eine Quelle dieser Gifte können Baumaterialien beispielsweise in Bodenbelägen oder Wänden sein. Hier steckt aber auch eine große Chance zur Vorbeugung: Baubiologen stehen beratend zur Seite, wenn man neu baut, saniert oder renoviert. Die Experten helfen, ein gesundes Wohnumfeld zu errichten.
Eine weitere Schadstoff-Quelle: Einrichtungsgegenstände wie Teppiche, Teppichböden, Vorhänge oder Möbel. Daher sollte man schon beim Kauf auf Produkte achten, die keine oder kaum Schadstoffe enthalten.
Am bekanntesten ist das krebserregende Formaldehyd, das zur Herstellung von Spanplatten für Möbel oder den Innenausbau benutzt wird. Auch Teppiche können es in sich haben: Die in der Schädlingsbekämpfung verwendeten Pyrethroide beispielsweise dienen als Mittel gegen Motten. In Farben und Lasuren hingegen findet man Lösemittel, die eingeatmet das zentrale Nervensystem angreifen.
Den meisten dieser Gifte ist gemein, dass sie zu Müdigkeit führen, und Übelkeit, tränende Augen, Schwächegefühl und Kopfschmerzen hervorrufen. Selbst Depressionen gehören in das Krankheitsbild.
Die Vielfalt der Symptome erschwert die Suche nach den Ursachen. Hier kann nur ein akribisches Protokoll helfen festzustellen, ob sich die innerhalb der Wohnung auftretenden Beschwerden bei längerer Abwesenheit verbessern.
Erhärten sich die Anhaltspunkte auf Schadstoffe in den Wohnräumen, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen. Krankenkassen helfen den Leidenden, auf Umweltgifte spezialisierte Mediziner zu finden. Verstärken die Untersuchungen einen Krankheitsverdacht, kann eine Wohnungsbegehung durch einen Bau-Geobiologen helfen, mögliche Gefahrenquellen zu lokalisieren.
Ein genauer Plan zur Beseitigung von Schadstoffen nach erwiesener Belastung lässt sich erst anhand der Analyse von Fachleuten erstellen. Schlimmstenfalls hilft nur der Auszug aus dem Haus, zumindest aus der Wohnung, zum anderen die Entfernung der Emissionsquellen und zum dritten eine Teilsanierung des betroffenen Raumes.
Es macht also Sinn, schon beim Einkauf potenzielle Giftquellen zu meiden. Möbel und Bodenbeläge sollten aus umwelt- und gesundheitsschonendem Material sein: unbehandeltes Holz, Linoleum, Wolle oder Fliesen bieten sich an. Auch viele Baumaterialien und Farben für nahezu alle Zwecke gibt es in umweltfreundlichen Varianten.
Mit Sicherheit verbessern weder Spray noch Duftöl die Luftqualität. Üblen Gerüchen muss man nachgehen – es könnten sich eben auch Schadstoffe dahinter verbergen. Sind Geruchsbelästigungen nur vorübergehend – nach einer Renovierung hängen Gerüche naturgemäß noch eine Weile in der Luft – gibt es ein einfaches Mittel: das Fenster öffnen.
Immer bessere Isolierungen halten zwar die Wärme in den Häusern, die verbesserte Schutzhülle erhöht aber möglicherweise auch die Konzentration der Schadstoffe in der Innenluft. Lüften ist immer wichtig. Denn schlechte Luft kann auch andere Ursachen haben als Schadstoffe aus Möbeln oder Baumaterial. Halten sich Menschen in den Wohnräumen auf, wird Sauerstoff verbraucht und Kohlendioxid reichert sich in der Luft an. Wird gekocht oder geduscht, erhöht sich die Raumfeuchtigkeit. Richtiges Heizen und Lüften sorgen für ein gutes Raumklima und beugen Schimmel vor. Denn Feuchtigkeit in der Raumluft, die nicht weggeweht wird, droht sich an kälteren Bauteilen wie Zimmerecken, Außenwänden oder Fensterrahmen als Kondenswasser niederzuschlagen – eine ideale Voraussetzung für Schimmelpilzbefall.
Weiter zu diesem Thema: „Wenn die Wohnung krank macht“ Von Andreas Lohse (Süddeutsche.de)